Über die Rotspielscheibe zum Fagstein

Im allerletzten Moment stellte der Wetterbericht für Pfingstmontag überraschend trockenes, teilweise sogar sonniges Wetter wenigstens bis Mittag in Aussicht. Und die fünfzehn Teilnehmer erwartete ein idealer Wandertag, wolkig zwar, aber trocken bis weit in den Nachmittag hinein, und die eingepackten Regenschirme und die überlegten Abbruchsszenarien erwiesen sich als rein vorsorgliche Maßnahmen.

Los ging es am Parkplatz Hinterbrand. Vorbei an der Riesenbaustelle der neuen Jennerbahn-Mittelstation wanderten wir auf breitem Weg hinüber zum obersten Rand der Königsbachalm. Bald verließen wir die beschilderten Wege und steuerten die Königstalalm an. Dieser wendet die Rotspielscheibe eine mächtige Felsflanke zu. Der Pfad zum Gipfel schlängelte sich zunächst noch in angenehmen langen Kehren auf den Wiesensattel der Farnleiten hinauf, um dann steil, aber ohne besondere Schwierigkeiten zum höchsten Punkt zu leiten. Auf den südseitigen Matten standen die Gamsbleame in voller Blüte, während die Enziane noch ein paar Tage brauchten, bis sie ihre Kelche ganz öffneten. Am eigenwillig gestalteten Kreuz verzehrten wir die verdiente Brotzeit bei grandioser Sicht auf die von Wolken umspielten Gipfel des Watzmanns und des Hundstods.

Die Route führte weiter in eine zerklüftete Karstmulde, wo sich in einigen Gräben noch Schneefelder gehalten hatten, die das Überqueren der Karren erheblich erleichterten. Im Gipfelhang zum 2.164 m hohen Fagstein gab es kaum Steigspuren, jedoch halfen gelegentliche Steinmandln die beste Linie durch die blockübersäte Flanke zu finden. Oben genossen wir eine erneute Brotzeit und die Aussicht, besonders auf den mächtigen Kahlersberg und den zum Teil sichtbaren Seeleinsee.

Herab stiegen wir über den vom Gipfel südwärts streichenden Kamm und dann durch einen steilen, aber gut gangbaren Grashang zu den Hohen Rossfeldern, über die im Winter die Begeher der „Kleinen Reib‘m“ hinunterwedeln. Jetzt gab es statt Schnee deutlich ausgeprägte Steigspuren bis zur noch geschlossenen Priesbergalm, von der Schotterstraßen zurück nach Hinterbrand führen.

Text und Fotos: Lorenz Mayer