Groß war das Interesse an der naturkundlichen Wanderung zur Staudacher Alm. Rund 30 Teilnehmer von zehn bis siebzig plus lauschten gebannt den Ausführungen des Grassauer Diplom-Biologen Stefan Kattari über Bergwald, alpine Flora und Biodiversität.
Ein Pilz löst derzeit ein massives Eschensterben aus, der die Zukunft dieser klassischen europäischen Baumart in Frage stellt, und davon gab es am Wanderweg eindrucksvolles „Anschauungsmaterial“. Die Forstwirtschaft wie auch die Biologen hoffen jedoch, so Kattari, dass ein kleiner Teil des Eschenbestandes resistent ist und das Überleben sichern kann. Mehrere Stellen mit schwarzer Erde, wie sie normalerweise nur in Hochmooren vorkommt, erklären sich aus der einstigen Holzkohlegewinnung. Diese brauchte man mangels anderer geeigneter Energieträger, um eine ausreichende Hitze für die Hochöfen zu erzeugen, denn im Bayerischen Alpenraum gab es längst vor dem Ruhrgebiet eine bedeutende Schwerindustrie.
In voller Blüte standen die Tollkirschen. Wegen der Unberechenbarkeit ihrer halluzinogenen Wirkung gehören diese zu den gefährlichsten Pflanzen. Schon recht geringfügige Dosen können für den Menschen tödlich sein. Anhand einer unscheinbar aussehenden Orchidee erklärte Kattari die Symbiose (Wechselbeziehung) zwischen Blumen und Pilzen. Das Wurzelholz einer Farnpflanze enthält eine Art Süßstoff; wer wollte, konnte daran lecken. Die Blüten der Haselwurz recken sich nicht wie üblich der Sonne entgegen, sondern stehen in unmittelbarer Bodennähe. Deren Bestäubung erfolgt oft durch Insekten, die in den Blütenkelchen unterschlüpfen.
Vor der Einkehr in der Staudacher Alm machte der Naturführer deutlich, dass der Artenschutz kein Selbstzweck ist, sondern unmittelbar dem Menschen diene. Um eine hohe Biodiversität zu erkennen, müsse man kein Biologe sein. Die Vielfalt der Blüten, Stauden und Bäume, unebene maschinell nicht bewirtschaftbare Böden, natürliche Wasserläufe, aber auch Kahlstellen im Gelände, sind Zeichen einer hohen Biodiversität bzw. ermöglichen diese. Mit dem Dank des AV-Vorsitzenden Michael Frumm-Mayer an Stefan Kattari für die lehrreiche Führung endete die Exkursion offiziell. Eine Schar verlängerte den Ausflug freilich noch mit einem Aufstieg über den Steinackerweg zum Hochgerngipfel.
- Aufbruch am Holzlagerplatz bei Staudach-Egerndach
- Unterwegs im Bergwald
- Dipl.-Biologe Stefan Kattari weiß viel Interessantes zu erzählen
- Mancher Großaufgeschossene muss unter den pilzbefallenen Eschen seinen Kopf einziehen
- Fotografieren erlaubt, sonst tunlichst die Finger davon lassen: Tollkirschenblüte
- Und noch einmal: eine Tollkirschenblüte von ganz nahe
- Türkenbund-Lilie
- Knabenkraut – eine Orchideenart
- Ankunft auf der Staudacher Alm
- Mitbringsel der Gipfelstürmer: Bild einer herrlich blühenden Alpenaster
- Tiefblick zur Staudacher Alm vom Steinackerweg
Bericht: Lorenz Mayer, Fotos: Michael Frumm-Mayer, Lorenz Mayer